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Prof. Dr. med. Gerhard Wolff - Facharzt für Humangenetik und Psychotherapie

Psychotherapie bei Bewegungsstörungen von Musikern

Bewegungsstörungen bei der Musikausübung sind vor allem durch einen hohen Erwartungsdruck bedingt. Die scheinbar perfekte, aber oft nachbearbeitete Musik auf CD erzeugt oder verstärkt Angstgefühle, welche ihrerseits Risikofaktor für Bewegungsstörungen wie den Musikerkrampf sind. Hierunter leiden ca. einer von 500 bis einer von 200 Profimusikern (Altenmüller 2000.) Musiker erfahren einen Kontrollverlust über die Finger bzw. bei Bläsern über die Lippen. Meist tritt das Leiden schon vor dem Alter von 40 Jahren auf, und nicht selten beendet es die Musikerkarriere. In etwa zehn Prozent der Fälle tritt diese Störung familiär gehäuft auf. Besonders gefährdet sind Gitarristen und Pianisten sowie Profimusiker in klassischen Orchestern - besonders aber auch prominente Solisten. Letztere gestehen sich selten psychische Probleme, eine unbewältigte Vergangenheit oder gar "Denkfehler" ein. Dies führt zum Aufbau einer Fassade und damit dem Verlust von Authentizität und künstlerischer Identität. Die häufige Fokussierung auf ein vermeintlich rein körperliches Problem bei der Diagnostik und Therapie führt eher zu einer Fixierung und Verschlechterung der Symptomatik.

Bei etwa einem Drittel der Betroffenen zeigt sich eine Besserung unter Botulinum-Toxin. Allerdings gibt es auch nicht-pharmakologische Ansätze zur Therapie.  Eine Möglichkeit ist die Bewegungs-Re-Edukation - eine spezifische Form der Musikerphysiotherapie - die in der Lage ist, im Zusammenspiel mit der Berücksichtigung psychischer Faktoren fehlgesteuerte Bewegungsmuster zu vermeiden, Blockierungen aufzuheben und gesunde Bewegungsmuster neu zu bahnen (Wolff 2010, www.musikermedizin-leipzig.com).

Im frühen Erkrankungsstadium kann eine gezielte Psychotherapie wesentlich zu einer Heilung beitragen. Später kann zwar das Angsterleben verändert werden, die gestörten Bewegungsabläufe sind aber dann oft schon verfestigt und nur noch schwer zu korrigieren.